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Lake Inle

Die „Goldene Himbeere“ für die schrecklichste Busfahrt gewinnt mit Abstand unsere Fahrt von Hsipaw an den Inle-See. Sie reüssierte in den Kategorien „geringste Beinfreiheit“, „abenteuerlichste Serpentinen“ und „höchste Brechfrequenz der Einheimischen“…die zwölfstündige Fahrt ist ohne Übertreibung die schlimmste Busfahrt unseres Lebens. Wir hatten ja schon gehört, dass die Burmanen einen schwachen Magen beim Busfahren haben, blieben bisher aber verschont, dies live mitzuerleben. Die Fahrt war aber nicht umsonst: Wir haben schließlich drei schöne Tage am Inle-See!

Am Ankunftstag unternehmen wir nichts weiter – in der letzten Nacht in Hsipaw hatte ich mir einen Stich am Fuß zugezogen, der inzwischen ordentlich angeschwollen war. Wir beschließen deswegen das örtlich Gesundheitswesen einer kleinen Prüfung zu unterziehen und fahren mit den Fahrrädern zu einer Apotheke, die uns aber nach Anblick des Schadens an die benachbarte Arztpraxis verweist. Praxis ist vielleicht etwas hoch gegriffen – Garage mit Plastikstühlen, Stoffvorhang und unübersichtlichen, aus allen Nähten platzenden Medikamentenschrank trifft eher zu. Der Doktor kann jedoch recht gutes Englisch, händigt mir nach kurzer Begutachtung zwei Medikamentenblister aus und erklärt uns, dass es sich wohl um einen Spinnenbiss handelt. Wir googeln sicherheitshalber anschließend, was für Medikamente ich erhalten habe. Einen Beipackzettel gibt es nämlich nicht, denn man bekommt vom Arzt oder Apotheker scheinbar nur die passende Anzahl an Tabletten aus einer Großpackung ausgehändigt. Egal wie, die indischen Pillen wirken…

Am nächsten Morgen schaffen wir es tatsächlich vor dem Sonnenaufgang aufzustehen, wir haben schließlich eine Tour mit einem Longboat auf dem Inle-See geplant. Da die anderen Gäste unserer Unterkunft schon am Vortag unterwegs waren, sind wir mit dem Fahrer Ton Ton alleine unterwegs. Auf der einen Seite kommen wir uns etwas komisch vor, weil noch so viel Platz im Boot ist (die Einheimischen drängen sich hingen mit knapp 15 Personen in so ein Boot), auf der anderen Seite ist es angenehm, da wir so weniger in das Beuteschema der „Touristenfischer“ fallen. Das Besondere am Inle-See ist, dass die Fischer auf einem Bein stehend ihre Korbnetze auswerfen und mit dem anderen Bein das Paddel bedienen. So haben sie beide Arme frei. Diese Art zu fischen ist in dieser Form überholt. Statt der Körbe nutzen sie inzwischen Netze und für längere Strecken einen Außenborder. Da die traditionelle Art ein tolles Fotomotiv abgibt, haben findige Fischer daraus ein lukratives Geschäftsmodell daraus entwickelt: in traditionellen Fischergewändern turnen sie für die Touristen vor dem Sonnenaufgang auf ihren Booten mit den Körben herum. Für die gemachten Fotos, kassieren sie anschließend recht penetrant einen Obolus.

Wir beobachten das Treiben glücklicherweise aus der Ferne, machen dennoch ein paar Fotos und genießen den Sonnenaufgang in aller Stille.

Danach geht die Fahrt über den See weiter. Das Leben der Intha, den Seebewohner, ist sehr eng mit dem See verbunden. So kommen wir unter anderem mitten auf dem See an einem Kloster auf Stelzen vorbei, sowie an schwimmenden Gärten in Ufernähe vorbei. Auch die Wohnhäuser und größere Manufakturen sind in Pfahlbauten im Wasser. Wir stoppen in Ywama an einer Weberei, die aus Baumwolle, Seide und Lotus Stoffe in Handarbeit an recht primitiven Webstühlen anfertigen. Die Herstellung des kostbaren Lotusgarns ist dabei sehr zeitaufwendig, der Stoff nach einer Waschung aber besonders weich. Mechthilds Augen glänzen ob der schönen Farben und Muster. Wir bleiben etwas länger und verlassen das Etablissement mit zwei Schals mehr, als wir gekommen sind.

Letzter Stopp unser Bootstour ist das Dörfchen Indein, welches etwas im Landesinneren liegt und über Kanäle vom See aus zu erreichen ist. Da die Kanäle ein Gefälle aufweisen, muss unser Boot auf dem Hinweg immer wieder kleinere, künstlich angelegte Stromschnellen überwinden – am Anfang etwas ungewohnt, aber insgesamt recht spaßig. In Indein besichtigen wir nach längerer Abstinenz mal wieder eine Pagode, interessanter als sind ist aber die Ruinen von alten Stupas, die links und rechts des Weges zur Pagode liegen. Sie erinnern uns im kleineren Maßstab an Bagan, sind aber im Gegensatz dazu viel zerfallener und teilweise schon von der Natur zurückerobert. Bizarr!

In der Nachbarschaft unseres Guesthouses in Nyaung Shwe haben wir eine Kochschule entdeckt und melden uns für den letzten Tag zu einem Kurs an. Für uns ist dies ein versöhnender Akt, da wir die burmesische Küche meist als recht ölig und wider Erwarten etwas einseitig erlebt haben. Nun kaufen wir gemeinsam frische Zutaten auf dem Markt ein und bereiten diese mit der Unterstützung der Besitzer Sue und Leslie und ihres Teams fachmännisch zu und tatsächlich schmeckt es wunderbar. Da wir insgesamt zu zwölft sind und deswegen mehrere unterschiedliche Salate und Hauptspeisen zubereitet und gemeinsam gegessen werden, lernen wir erfreulich viele Gerichte kennen. Am Ende stellt uns Sue noch sehr eindrucksvoll ihr Projekt für sozial benachteiligte Kinder aus dem Ort vor, das sie aus Teilen der Einnahmen der Kochschule finanziert.

Erfüllt von ihrem Wirken und vollgefuttert steigen wir nachmittags in unseren Nachtbus nach Yangon – auf dieser Strecke gibt es Gottseidank einen VIP-Bus der höchstem Kategorie…

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