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Hanoi und Halong Bucht

Bevor wir Myanmar verlassen, sind wir zum Übergang noch zwei entspannte Tage in Yangon, die wir mit shoppen und schlendern verbringen, sofern es die Hitze zulässt. Bei dem Auschecken aus dem Guesthouse fällt unser Blick auf die Tageszeitung und wir stellen überrascht fest, dass am Vortag ein recht heftiges Erdbeben mit Epizentrum knapp 70 km nördlich von Yagon stattgefunden hat. Wir hatten tatsächlich während unserer Siesta am Vortag ein Rütteln wahrgenommen, uns dieses aber nicht erklären können und deswegen wieder vergessen.
Nach der starken Hitze in Myanmar freuen wir uns schon auf die Aussicht von kühleren Temperaturen in Vietnam…und tatsächlich werden wir nicht enttäuscht. Die Temperatur ist wunderbar – der Dauernieselregen hingegen weniger!
Der Empfang der Behörden am Flughafen ist sozialistisch „herzlich“: englischsprachige Erklärungen werden scheinbar als unnötig erachtet, von den Mitarbeitern der Einwanderungsbehörden gibt es nur Handzeichen und regungslose Miene, so dass der ganze Prozess für einen Touristen nicht zu durchschauen ist – vielleicht ist genau das das System?
Nach der ersten Ernüchterung ob des grauen(haften) Wetters erobern wir uns dennoch mit einem Regenschirm bewaffnet das aufregende Hanoi. Die erste Hürde, die man hier zu meistern hat, ist der Umgang mit dem niemals stoppenden Verkehr. Auf der Straße herrscht das organisierte Chaos, ein einziger Fluss aus Motorrollern. Will man über die Straße, muss man selbstbewusst mit dem Fluss gehen. Ist man zu zögerlich, kommt man nicht auf die andere Straßenseite oder sorgt für Störung und noch mehr Gehupe.
Nach dem Empfang im Flughafen hatten wir uns auf ein stark sozialistisch kontrolliertes (Touristen)Leben eingestellt, aber weit gefehlt – in Hanoi scheint es genauso lebendig, bunt und geschäftig zuzugehen wie z.B. in Bangkok. Der Sozialismus wird einem westlichen Touristen eigentlich nur an der Militärpräsenz im Regierungsviertel, an einigen Statuen im Stadtbild und in den Museen gewahr. Stattdessen fallen uns ganz andere Dinge ins Auge: die häufig gut restaurierten französischen Kolonialbauten, die Streetfood-Stände mit ihren kleinen Plastikhockern und den vielen kleinen Läden, in den man alles bekommt was das Herz begehrt. Besonders die Altstadtgassen faszinieren uns – hier gibt es schon seit alters her Straßenzüge, die nach Handwerkszünften organisiert und nur hinsichtlich der Waren teilweise an die gegenwärtige Nachfrage angepasst sind.
Bei unsrem ersten kulturellen Streifzug durch die neblig klamme Stadt gehen wir, vorbei am im Regen stehenden Lenin, ins Kunstmuseum und Ho Chi Minh Museum. Letzteres ist ein bizarres Erlebnis. Der Personenkult um „Onkel Ho“ ist für Vietnam aufgrund seiner Rolle als Befreier von Fremdherrschaft vielleicht verständlich, die Art und Weise für uns aber befremdlich. Sein streng bewachtes Mausoleum sehen wir nur von außen. Für einen Besuch hätten wir früher aufstehen müssen. Onkel Hos Mumie wird, wie wir dem Reiseführer entnehmen, ab 11 Uhr ihrer täglichen Schönheitspflege unterzogen, damit weitere Generationen noch etwas von ihm haben. Schade, denn besonders der Besuch des Mausoleums soll seinen ganz eigenen skurrilen Charme haben!
Eine weitere Tour unternehmen wir mit den „Hanoi Kids“, eine ehrenamtliche Organisation von einheimischen Studenten, die Stadttouren anbieten und damit ihr Englisch anwenden und verbessern wollen. Mit Jule und Tung gehen wir in den Literaturtempel, eine der ältesten Universitäten der Welt (ca. 1050 gegründet) und erfahren mehr die konfuzianische Lehre und ihre heutige Bedeutung. Die Vietnamesen sind laut Tung nicht mehr streng religiös, sondern sehr pragmatisch in ihrem Glauben. Der Literaturtempel etwa wird von den Studenten vor allem vor Prüfungen besucht, um um Glück und Beistand bei den Prüfungen zu bitten.
Den Rest des schlechten Wetters überwintern wir mit „free Wifi“ in einigen der zahlreichen schönen und geschmackvoll eingerichteten Cafés. Eins davon ist gleichzeitige eine Galerie, in der aktuell eine sehr spannende Ausstellung einer jungen Künstlerin aus Hue stattfindet.
Nach drei Tagen in der Hauptstadt brechen wir auf in die berühmte Halong Bucht, bzw. deren noch etwas unbekannteren Schwester, die Mai Tu Long Bucht. Wir haben eine Tour gebucht, bei der man zwei halbe Tage und eine Nacht auf dem Wasser an Bord einer Dschunke verbringt. Wieder Erwarten regnet es bei diesem Ausflug nicht, es liegen zwar noch dicke Wolken in der Bucht, welche aber für eine schöne Atmosphäre sorgen. Die Kulisse mit den unzähligen Karstfelsen und kleineren Inseln, die aus dem Wasser ragen, ist atemberaubend und das Leben an Bord hat was…
Einzig wirklich befremdlicher Faktor ist die Reiseleiterin einer chinesischen Reisegruppe, die mit ihrer durchdringenden Piepsstimme und ihrem pubertären Verhalten, allen anderen Passagieren ordentlich auf die Nerven geht.
Vom Boot aus unternehmen wir einen kleinen Ausflug mit Kajaks und in eine kleine Höhle – gerade die Kajaktour wäre bei sonnigem Wetter natürlich schöner gewesen, da man noch entspannter hätte baden gehen können. Die Wasser- oder Lufttemperaturen sind noch nicht mal so ein großes Problem, aber bedingt durch das feuchte Klima werden Klamotten hier in Vietnam im Moment generell nicht (mehr) richtig trocken – nicht gerade angenehm, wenn man ständig auf Achse ist…

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