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Golden Rock (Kinpun)

Nach etwas längerem Schlaf sind wir am nächsten Morgen wieder einigermaßen fit, so dass losgehen kann zu unserem nächsten Ziel, dem Golden Rock in Kyaktiyo.
Von unserem großen, klimatisierten Reisebus werden wir in Kyakto, einem etwas größeren Städtchen in der Nähe des eigentlichen Tagesziels, genau zur heißesten Mittagszeit hinausgelassen und sofort von einer Horde aufdringlicher Taxifahrer umringt, die wild auf uns einreden. Zwar können wir diese nach einiger Zeit abschütteln, aber wir stehen nun immer noch mit unserem ganzen Gepäck am Körper in der Mittagshitze im Staub herum und lassen uns dann schließlich auf einen Einheimischen ein, der uns ein Taxi organisiert. Auf der einen Seite ist es für uns ungewohnt so bestürmt zu werden, da die Burmesen eigentlich eher zurückhaltend sind, aber der Golden Rock einer der wichtigsten Pilgerorte in Burma ist, kommen hier auch Unmengen an einheimischen Touristen an, die teilweise ebenso bequatscht werden.
Wir sind heilfroh, dass wir uns für diese Nacht im Basislager Kinpun am Fuße des Goldenen Felsens eine wirklich schöne Unterkunft gebucht haben: Das Golden Sunset Resort am Dorfeingang gehört anscheinend einer Belgierin, die die kleine Anlage wirklich geschmackvoll eingerichtet und viele junge und zuvorkommende Einheimische beschäftigt hat. Die Zimmer liegen um einen kleinen Garten herum angeordnet, der trotz der Hitzeperiode noch recht grün blüht. Unser großes Zimmer ist schön eingerichtet und verfügt über eine sehr gut funktionierende Klimaanlage – deswegen kommen wir sehr schnell überein, unsere Pläne zu ändern. Wir beschließen, diesen Tag einfach nur auszuspannen und am nächsten Morgen früh auf den Beinen zu sein, um zum Goldenen Felsen zu wandern.
So weit der Plan: Der erste Teil funktioniert auch prima, wir lassen es ruhig angehen, lesen, spazieren durch das kleine Dörfchen und gehen recht früh ins Bett.
Leider geht es Mechthild am nächsten Morgen wieder schlechter, so dass wir beschließen, dass sich Mechthild bis zu unserer geplanten Abreise nach Yangon um 14:00 im kühlen Zimmer ausruht und dass ich alleine zum Felsen pilgern werde.
Ich wandere nun auch nicht mehr zum Golden Rock, sondern fahre mit dem üblichen Verkehrsmittel, einem umgebauten Kleinlaster, den steilen Berg hoch…und dies ist ein wahrer Höllenritt: Man wird auf der Ladefläche mit knapp 50 weiteren Pilgern auf Metallbänke gepfercht – 7-8 Personen in einer Reihe, in der es normalerweise schon für 6 Mitteleuropäer eng wird. Wenn der Truck gefüllt ist (teurere Plätze gibt es in der Fahrerkabine) gibt der Fahrer Vollgas, ich werde in den Kurven – ich sitze Gottseidank am Rande – durch den Druck meiner Nachbarn unweigerlich auf die Metallkonstruktion gepresst und hoffe inständig, dass weder das grob zusammengeschweißte Gitter bricht noch der Laster umkippt. Insgesamt ein Erlebnis wie in einer Achterbahn, nur mit mehr Angst verbunden, um ehrlich zu sein…
Oben angekommen offenbart sich einem die ganze Dimension dieser Pilgerstätte – abertausende Einheimische wuseln herum, der Weg von der Haltestelle zum eigentlichen Felsen ist gesäumt von Marktständen, die den Pilgern Snacks und Souvenirs verkaufen wollen, reichere Burmesen werden in improvisierten Sänften getragen und einheimische Lastenträger versuchen den schwerer beladenen Pilgern ihre Sachen abzunehmen. In der heiligen Anlage selbst sieht man, dass viele Burmesen hier die Nacht mit Matten und Decken unter Pavillons oder Bäumen verbracht haben. Die Atmosphäre ist wuselig und feierlich zugleich, am Rande des Felsens knien unzählige Pilger, in ihren Gebeten versunken, nieder und am Felsen selbst versuchen die männlichen Besucher Goldplättchen an dem Felsen zu befestigen. Frauen ist der direkte Zugang zum Felsen nicht gestattet, sie können aber Kerzen und Räucherstäbchen entzünden, Gaben erbringen oder goldene Glöckchen am Geländer befestigen (jedes Klingeln wird dann als Gebet gerechnet). Frauen scheinen hier in Burma im Buddhismus eine sekundäre Rolle zu spielen, warum haben wir noch nicht verstanden. Mechthild hat gelesen, dass es vereinzelt Frauenklöster gibt, im täglichen Leben haben wir aber noch keine Nonnen gesehen.
Bei der Rückkehr muss ich recht lange auf die Abfahrt meines Trucks warten – die Souvenirverkäufer verdienen sich derweil ein goldenes Näschen an meinen Mitfahrern, die wie wild Spielzeugmaschinengewehre, die aus Bambus gefertigt werden, von der Ladefläche herab einkaufen.
Zurück in der Unterkunft genießen wir noch ein wenig die Kühle des Hotelzimmers, bis es dann auf die Fahrt in die Millionenstadt Yangon geht. Auch hier müssen wir an der Endhaltestelle wieder mit aufdringlichen und gerissenen Taxifahrern kämpfen, sind aber zu kaputt, um noch großartig über den Preis zu streiten. Wir waren bisher was das angeht verwöhnt. Je weiter man aus dem touristisch noch wenig erschlossenen Süden in den Norden kommt, umso teurer (und schmutziger) wird es – in Bagan soll es laut unserer Mitfahrerin im Taxi noch teurer werden.
Die Unterkunft in Yangon ist leider nicht ganz so komfortabel wie in Kinpun: unser Zimmer für die Nacht hat kein Fenster, so dass es etwas muffig ist und wir die Klimaanlage die ganze Nacht laufen lassen müssen. Das Hotelpersonal ist aber überaus freundlich und bemüht – und am nächsten Morgen bekommen wir, nach etwas Nachfragen, sogar ein viel schöneres Eckzimmer mit zwei Fenstern zur Straße…jetzt heißt es erstmal ausruhen und den Großstadtdschungel entdecken.

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